Komm, wir machen uns ‘nen schönen Abend

Diesen Satz hatte ich zu einem Mädel gesagt, für die ich mich interessierte, Susanne hieß sie. Zu dieser Zeit hatte ich gerade eine Winterente in grün als Gefährt, so ‘ne auseinanderfallende Büchse mit grade noch TÜV übern Winter und tschüß. Ein paar Tage vorher hatte ich mit der Ente die Putzfrau ausm Geschäft nachhause gefahren. Zwei Faktoren waren entscheidend für folgende Situation: Erstens kam die Frau sehr gut über den Winter, wenn man von 2 ½ Zentnern zehren kann und zweitens wohnte sie in so einem verkehrsberuhigtem Ghetto mit diesen eingebauten Hügeln. Also: Ein Monstrum auf dem Beifahrersitz, ein Hügel und eine zerfallende Ente.

Rumms, saß die Putzfrau einen Stock tiefer, weil das komplette Bodenb-lech vom Schweller abknallte. Soviel zum Allgmeinzustand dieses Vehikels. Bevor ich interessantere Frauen auf den Beifahrersitz setzen wollte, habe ich das notdürftig gerichtet, es hielt auch bis zum Schluß. Aber zurück zum eigentlichen Thema. Ich also bei Susanne vorgefahren, mit dem oben zitierten Satz. Wir wollten nach Stuttgart, ca. 35 km von meiner damaligen Heimat. Wir fuhren über die Autobahn an einem nieseligen Novemberabend. Die Autobahn war trocken, als ich aber auf die Abfahrt fuhr wars da feucht und da es einige Wochen lang nicht geregnet hatte, war das ‘ne richtige Dreckschmiere.

Mir ging wirklich der Arsch, nicht nur mir, sondern auch der Ente, die hinten ausbrach. Ich also gegen-gelenkt, ein bißchen Gas und die Ente schwenkte zurück, aber ein bißchen zuviel. Denn nun schoß sie frontal auf die Leitplanke zu. Ich riß also noch mal das Lenkrad rum und konnte den Frontalcrash ver-hindern. Allerdings döllerte die Ente ein paar mal mit dem hinteren, linken Kotflügel an der Leitplanke lang. Danach schoß ich quer über die Straße in die Pampa rechts der Piste und konnte noch vor dem Brücken-pfeiler die Ente zum Stehen kriegen. Uff, das ging nochmal gut, ausgestiegen, geguckt, anscheindend alls ok, nur der Kotflügel lädiert. Ich ließ Susanne ein paar Meter fahren und bin hinterhergespurtet und habe geguckt, ob das Rad nichts abgekriegt hat und eiert oder so.

Aber alles ok. Wir fuhren also weiter nach Stuttgart rein. Allerdings streifte das Rad in jeder Rechtskurve am Kotflügel, bis der Lack qualmte. Wir schafften es aber noch bis zu der Kneipe, die ich mir ausgedacht hatte, das Jenseitz, eine witzige Homokneipe mit Schwulen und Lesben. Als wir davor parkten packte mich der Entschluß, den Kotflügel wegzumachen, damit er nicht mehr streift. Da er sowieso hinüber war packte ich den großen Hammer aus und demontierte damit den Kotflügel. Wer mein Werkzeug kennt, der weiß jetzt, wie ich aussah. Denn, wenn jemand mein Werkzeug nur anguckt, der ist sofort ölig, denn es wird damit gearbeitet. Wir also in die Kneipe, ich mit völlig versifften Flossen, dann gleich aufs Clo und waschen. Neben mir am Waschbecken stand ein gutaussehender junger Mann und schaute mich völlig entgeistert an, von wegen, wie kann man um diese Uhrzeit und überhaupt hier solche dreckigen Hände haben . . .

Susanne wollte dann nicht länger bleiben, da ihr die Kneipe doch nicht so behagte. Also nächste Kneipe, aber wir wurden ausgebremst. Wir fuhren keine 100 m, schon war da ein grünweißes Auto mit blauen Ein-machgläsern auf dem Dach und hielt uns an. Die Polizisten sagten mir, daß da an meiner Ente etwas fehlen würde. Ich erzählte ihnen eine Story von wegen Parkplatzrempelei, weil, wenn ich denen erzählt hätte, daß ich ‘ne Leitplanke touchiert habe, hätte ich noch die Polierkosten für die Leitplanken an der Backe gehabt. Ich sagte auch noch, daß das erst passiert ist und ich den zerkneulten Kotflügel im Kofferraum habe und ihnen zeigen will. Ich also die Heckklappe auf, aber irgendwie, war da alles nicht so richtig verstaut, da der Kotflügel und danach ein alter 20-ltr-Blechkanister vom Spermüll den Polizisten vor die Füße knallte.

Und das nachts um halb eins in den Häuserschluchten. Dengel, schepper, kawössel. Die Polizisten waren dann schon etwas gereizt und Susanne versank langsam im Beifahrersitz, weil ihr das ab jetzt irgendwie zuviel wurde. Die Polizisten meinten ich solle alles wieder in die Ente stopfen und beratschlagten, was sie jetzt mit mir anfangen sollten. Als ich den Vorschlag machte, sie sollen mir einen Mängelbericht ausstellen, daß der Kotflügel fehle und ich innerhalb der nächsten fünf Werktage bei einem Polizeirevier mit repariertem Entlein vorfahren müsse und gut sprengte ich den Dienstweg. Denn, so der Polizist, das dürfe nicht ich ihnen vor-schlagen, das dürfen nur Polizisten.

Schlußendlich und nach längerer Diskussion bekam ich einen Mängel-bericht, daß der Kotflügel fehle uswusw. Als ich wieder in die Ente stieg meinte Susanne, daß sie jetzt ganz schnell nachhause wolle. Komisch, der Abend hat doch so schön angefangen. Aber ich fügte mich meinen SchicksaL und fuhr wieder Richtung Heimat. Kurz bevor wir aus Stuttgart rausfuhren war noch ‘ne riesige Polizeikontrolle, so mit Tempo 30 und Spur dichtmachen.

Susanne wurde ganz grün im Gesicht, gottseidank fehlte der Kotflügel links und von der rechten Seite war es noch eine komplette Ente und wir wurden durch-gewunken. Als wir bei Susanne in die Straße einbogen hörte ich sie sehr, sehr tief durchatmen, als sie aus-stieg hörte ich ein Uff, glaube ich zumindest. Als ich fragte, ob wir mal wieder zusammen weggehen wollen oder so, meinte sie “ich glaube nicht“. Spätere Versuche sie ans Telefon zu bekommen wurden von ihrer Familie erfolgreich unterbunden. Hätte ich doch einen weißen Golf Diesel gehabt, dann wäre das nicht passiert, aber vielleicht doch ganz gut, sonst hätte ich jetzt eventuell ‘ne liebe Frau aber dafür keine Enten . . . Man muß doch Prioritäten setzen im Leben.