Lady Loupolopulus

Diese Dame ist meine AK 400 (Kasten-Ente), die ich 1990 über Klaus aus Furtwangen erwerben konnte. Klaus und seine damalige Freundin Andrea lerne ich 1989 in Orleans auf dem Welttreffen kennen. Plaketti aus der Schweiz mit einer bambusgrünen Ente hatte am letzten Tag des Treffens per dreisprachiger Lautsprecherdurchsage verlautbaren lassen, daß er einen Konvoi in die Bretagne organisieren will. Das hat auch hervorragend funktioniert. Am vereinbarten Treffpunkt standen zur richtigen Uhrzeit 9 Enten um ge-meinsam in die Bretagne zu kacheln. Es war eine bunte Mischung :

Plaketti wie gesagt, dann noch Toni aus der Schweiz mit Tochter (ACDY gelb), Mäggie aus dem Saarland (Ente rot), Andrea und Klaus aus Furt-wangen (AK 400 rot), Hilke aus Friesland (Ente grau), Thomas aus Hamburg (Charlie rot), sowie Uli und Geli (Charlie rot), Markus (Roadster schwarz) und ich mit Mephisto. Soweit, wie ich Klaus kennengelernt habe. Auf dieser Konvoifahrt und auch die Holztransportaktionen auf dem Campingplatz in der Bretagne haben mich AK-infiziert und ich habe Klaus gesagt, wenn ihm mal so ein Ding übern Weg läuft sofort zum Telefon zu wetzen. Das dauerte auch nicht lange und Klaus erzählte was von einer AK aus Freiburg ohne TÜV - DM 250 - zuschlagen. Im Kaufvertrag der Verkäufer stand dann ausdrücklich, daß die AK Lady Loupolopulus heißt und am liebsten beim Schweißen so genannt wird. . .

So stand dann also eine AK vor der Haustür, die karosseriemäßig blätterteigmäßige Konsistenz aufwies. Bodenbleche, Schweller, Quertraversen unter der Ladefläche undundund. Nach mehreren Telefonaten quer durch die Republik (danke noch mal Mama, für die Kostenübernahme ) hatte ich dann alle Teile zusammen und brutzelte drauf los. Original-Bodenbleche, die Traversen unter der Ladefläche, Heckbleche usw., dazu noch alle AK-spezifischen Teile wie Hecktüren, Kotflügel hinten und die Seitenklappen, alles nigelnagelneu.

Ich konnte bei Manne in der Garage an meine AK ran und schweißte alle Teile ein, die Karosserieteile habe ich nicht gewechselt, da ich erst mal zum TÜV wollte und die Kosmetik dann später machen will.( Ehrlich gesagt ich bin bis heute noch nicht dazu gekommen) . Also fuhr ich mit einem technisch und untenrum rostmäßig makellosen AK zum TÜV. Nur das äußere Erscheinungsbild ließ doch noch etwas zu wünschen übrig, er sah wirklich aus, wie wenn er frisch aus der Mülltonne gekommen wäre. Auf dem TÜV-Hof stellte ich mich brav in die Schlange, um die ungläubigen Blicke der anderen Autofahrer zu erhaschen, die dachten wahrscheinlich, ich sei von der Versteckten Kamera oder so. Besonders ein junger Herr mit einem Tief-breitzornig-VW Scirocco konnte es sich nicht verkneifen einige Bemerkungen loszuwerden, so von wegen hier werden keine Altautos angenommen . . .

Als ich dann in die Halle gewunken wurde kratzte sich das Prüferlein am Hinterkopf, rückte seine Kassen-gestellbrille zurecht, klemmte seinen Prüfbogen in die Schreibunterlage und begann die Prüfung mit dem Kommentar “ Naja, da müssen wir wohl einen Exitus schreiben“. Ich sagte nix und ließ ihn machen. Die übliche Prozedur beim TÜV, AK auf die Grube, der Prüfer drunter . . .

dann minutenlanges Schweigen, danach auf den Bremsenprüfstand, der Prüfer traute seinen Augen nicht, ich aber meinen neuen Bremsen. Schlußendlich grinste ich den Prüfer an, als der die neue Plakette klebte und sich vielleicht auch ein bißchen verarscht vorkam, weil die AK wirklich ohne Mängel durch den TÜV kam. Äußeres Erscheinungsbild ist gottseidank noch kein Prüfkriterium. Als ich dann aus der Halle fuhr stand da der Typ mit dem Scirocco, wie er die Klebebandstreifen an den Rückleuchten abpulte. Die hat er wohl draufgemacht, weil er keine Kohle mehr für die coolen, verdunkelten Leuchten hatte. Sein Kinn fiel bis auf den Boden, als er sah, daß ich ‘ne neue Plakette habe und er nicht. Späte Gerechtigkeit. So fuhr ich dann Lady Loupolopulus einige Jahre in Süddeutschland spazieren.

Geiles Fahrgefühl, viel krasser als Ente, es gibt einige Ecken in Mühlacker, die ich permanent auf drei Rädern durchfuhr. Einige arme Verkehrsteil-nehmer, die mir bei diesen Aktionen entgegenkamen haben eine Vollbremsung hingelegt, da sie befürch-tetet, daß die AK demnächst auf der Seite liegend über ihre Fahrbahn schranzt. Als ich dann nach Berlin zog hatte die AK aus Zeitgründen keinen TÜV mehr und war abgemeldet. Aus diversen Gründen lief auch die Stillegungsfrist aus und nun steht sie in meiner Werkstatt in Kreuzberg und wartet auf ihre Reaninmierung, die ich so bald als möglich realisieren will. Dann passierte eine unglaubliche Geschichte. Als ich im Juni 2000 in Mühlacker auf dem Pfingsttreffen war habe ich an einer orangen Ente aus Freiburg die Zündung eingestellt, weil das arme Tier motormäßig lief wie eine 4er-Ente mit Kolbenklemmer.

Mit den Enten-besitzern, einem Paar so um die vierzig kam ich dann gut ins Gespräch und sie erfuhren dann, daß ich in Berlin eine Werkstatt habe und sie sich gerade überlegen unter die Ente einen neuen Rahmen zu schnallen. Ich sagte no problem, kommt zu mir nach Berlin und paletti. Es waren auch keine großen Überlegungen bei den beiden nötig und wir besiegelten den Deal per Handschlag. Die beiden kauften dann auch noch eine Ausgabe meines Entenhandbuches und verließen am Montag nachmittag den Treffenplatz. Keine zwei Stunden nachdem sie verschwunden waren klingelte mein Handy, dran war die Frau, völlig aufgelöst und erzählte was von wegen, sie habe gerade in meinem Buch die Story über meine AK gelesen und kann es nicht glauben, daß diese AK Lady Loupolopulus heißt.

Denn das war deren alte AK, die sie 1990 einem Klaus aus Furtwangen verkauft haben. Ich war völlig baff und konnte es auch gar nicht glauben, welche irre Ge-schichte gerade über mich hereinstürzt. Aber so schließen sich die Kreise und wenn eine Ente mal in der Szene unterwegs ist, so taucht sie immer wieder irgendwann, irgendwo auf diesem Planeten wieder auf. Lady Luopolopulus lebt ! Für immer ? So lange ich lebe sicher . . .